- Nagelpilz wird häufig durch eine vorangegangene Fußpilzinfektion übertragen
- Symptomatisch äußert er durch die Verfärbung des Nagels, aber auch glanzlose, brüchige und verdickte Nägel
- Unbehandelt schreiten Nagelpilzerkrankungen fort und heilen nicht spontan ab
- Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Infektion
- Unbehandelt können neben Schmerzen und Bewegungseinschränkungen möglicherweise auch Folgeinfektionen auftreten, die sich durch klassische Entzündungszeichen äußern
Was ist Nagelpilz?
Nagelpilz, auch Onychomykose genannt, gehört zur Gruppe der Mykosen (Pilzinfektionen). Dabei handelt es sich um eine durch bestimmte Pilze ausgelöste chronisch fortschreitende Infektion, die Zehen- und/oder Fingernägel befällt, wobei am häufigsten die Zehennägel betroffen sind.
Nagelpilz Symptome
Eine Nagelpilzinfektion ausgelöst durch Dermatophyten beginnt meist am Rand des Nagels und breitet sich von dort über den Nagel hinweg vom Körper weg aus. Bei anderen Pilzstämmen kann die Infektion beispielsweise auch am Nagelwall beginnen. Der Nagel lockert sich meist im Verlauf der Erkrankung oder löst sich sogar vom Nagelbett.
Achtung: Ist auch die Nagelwurzel betroffen wird jeder neugebildete Nagel sofort wieder mit dem Pilz infiziert.
Bei der Infektion des Nagels dringen die Sporen in den Nagel ein und verändern wie beim Befall der Haut die Oberfläche des Areals. In diesem Fall greifen die Pilze die Nagelstruktur an und lösen seine Bestandteile (Keratin) aus. Infolgedessen entstehen luftgefüllte Hohlräume, die die klassischen Symptome hervorrufen:
weiße, graue oder gelbliche Verfärbung
Glanzlosigkeit
Verdickung/ Verhornung der Nagelplatte
Nagelpilz: Ursache häufig Fadenpilze
Häufig ist die Infektion der Zehennägel auf eine vorangegangene dermale Pilzinfektion an anderer Stelle zurückzuführen, die sich auf die Nägel ausgebreitet hat. Die Auslöser dafür sind in über 90 Prozent der Fälle Fadenpilze (am häufigsten Trichophyton rubrum), die die Gruppe der Dermatophyten ausmachen. Dermatophyten rufen oberflächliche Pilzinfektionen hervor.
In seltenen Fällen kann der Nagelpilz auch durch andere Erreger wie Hefe- und Schimmelpilze hervorgerufen werden. Dabei dringen die Pilze nicht ohne Weiteres in den Nagel ein.
Die menschliche Haut verfügt über einen sogenannten Säureschutzmantel und eine Hautflora aus Bakterien, die dem Schutz vor Erregern dienen und den Eintritt von Pilzsporen verhindern. Jedoch haben es die Pilzsporen besonders bei geschädigter Haut (Eintrittspforten) oder einem geschwächten Immunsystem (verminderte Abwehr) leichter, in die Haut einzutreten. Dabei dringen sie mit ihren Zellfäden, auch Hyphen genannt, unter die Haut und verwurzeln sich dort. Von dort aus breiten sich unbehandelt weiter aus und befallen weitere Areale, wie beispielsweise die Nägel.
Risikofaktoren für Nagelpilz
Es gibt Risikofaktoren, die eine Pilzinfektion auslösen können, die sich dann auf die Nägel ausbreiten. Dazu gehören:
Ein schwaches Immunsystem
Höheres Alter
Zu enges Schuhwerk
Fuß- & Zehenfehlstellungen
Durchblutungsstörungen
Der Kontakt zu Erregern geht nicht unmittelbar mit einer Pilzinfektion einher. Es müssen die richtigen Bedingungen vorherrschen, damit die Pilzsporen in die Haut eintreten und sich dort ansiedeln und anschließend ausbreiten können. Es lassen sich prinzipiell drei entscheidende Faktoren festlegen, die erfüllt werden müssen, damit es sich vom bloßen Kontakt zu einer Infektion entwickelt.
Faktoren einer Pilzinfektion
Temperatur: Orte mit warm-feuchten Milieu haben ein erhöhtes Risiko. Dazu zählen unter anderem Schwimmbäder, Saunen und Umkleiden, besonders barfüßiges Laufen ermöglicht den Kontakt zu kontaminierten Oberflächen. Auch vermehrtes Schwitzen und enge Kleidung tragen zu einem optimalen Klima für Pilze bei.
Eintrittsmöglichkeit: Kleine Wunden bieten optimale Eintrittspforten für die Erreger. Wiederholte Mikrotraumata, mangelnde Fußpflege, Neuropathien und verminderte Empfindlichkeit bei Diabetikern sind Risikofaktoren. Bei zu engem oder nicht passendem Schuhwerk wird zusätzlich die Durchblutung gestört, sodass Nährstoffe und Immunzellen schlechter transportiert werden können.
Immunsystem: Körperlicher oder seelischer Stress, Medikamente und andere Erkrankungen können das Immunsystem beschäftigen und so die Abwehrfunktion heruntersetzen.
6 Formen des Nagelpilzes
Das Krankheitsbild Nagelpilz lässt sich nach unterschiedlichen, klinischen Erscheinungsbildern kategorisieren:
Die am häufigsten vorkommende Form des Nagelpilzes geht von einer Infektion der umgebenden Haut (Primärinfektion) aus. Über die Nagelplatte dringt der Pilz in die Unterseite dieser und breitet sich vom Nagelende zur Nagelwurzel, also zum Körper hin, aus. Unter dem Nagel bildet sich eine Hyperkeratose, eine übermäßige Verhornung, aus. Es kommt zur Abhebung der distalen Nagelplatte und Gelbfärbung.
Bei dieser wesentlich seltenen Form dringen die Pilze über das Nagelhäutchen ein und breiten sich vom Körper weg aus.
Bei der weißen superfiziellen Onychomykose sind die oberen Schichten des Nagels befallen. Der Nagel verfärbt sich weißlich.
Der gesamte Nagel ist in seinem anatomischen Aufbau gestört . Es handelt sich um das unbehandelte Endstadium der unter 1. bis 3. aufgelistete Formen einer Onychomykose.
Candida-Arten, die zu den Hefepilzen zählen, sind Ursache einer chronischen Entzündung des körpernahen und seitlichen Nagelwalls. Es kommt bei längerer Erkrankung zu einer unregelmäßigen Struktur der Nagelplatte und eine Verfärbung durch eine zusätzliche Infektion mit Bakterien ist möglich. Grünlich-bräunliche Streifen lassen sich bereits bei Beginn im Bereich der Entzündung feststellen.
Diese besonders therapieresistente Form von Nagelpilz ist durch Medikamente schwer zu erreichen, da sich die Erreger im Inneren der Nagelplatte einkapseln.
Behandlung: Was hilft bei Nagelpilz?
Oftmals wird eine Pilzinfektion von Patienten nicht als solche erkannt, deshalb sollten Sie bei den oben genannten Anzeichen einen Dermatologen aufsuchen, um abzuklären, worum es sich handelt. Dieser kann den Erreger bestimmen und schnellstmöglich eine Therapie einleiten. Dafür reicht es schon, wenn Ihr Arzt ein kleines Stück vom betroffenen Nagel abschneidet und ins Labor schickt.
Unbehandelt schreiten Nagelpilzerkrankungen fort. Sie heilen nicht spontan ab.
Wie bei einem Fußpilz richtet sich die Behandlung auch bei einem Nagelpilz nach dem Ausmaß der Infektion. Dabei kommen sogenannte Antimykotika zum Einsatz. Meist werden lokale, oberflächliche Medikamente angewendet, die die Pilzinfektion von außen behandeln. Dies ist bei der häufigsten Form, der distolateralen subungualen Onychomykose und der Leukonychia trichophytica möglich, solange die Infektion die Nagelmatrix nicht befallen hat. Die Präparate kommen in Form von Nagellacken, die man auftragen kann.
Ist die Infektion hingegen schon großflächiger und fortgeschrittener oder handelt es sich um eine andere Onychomykoseform, kommen oftmals auch Präparate zum Einsatz, die die Infektion von innen bekämpfen sollen. Diese Antimykotika werden oral eingenommen. Der Wirkstoff erreicht dann über die Blutbahn die tiefliegenden Bereiche des Nagels und kann dort die entsprechende Wirkung entfalten. Voraussetzung hierfür ist, dass die ein aktives Nagelwachstum vorliegt.
Wichtig bei der Gabe von diesen Medikamenten ist, dass Sie sich genau an die Anweisungen des Arztes halten und die Präparate auch lange genug einnehmen, damit die antimykotische Wirkung erzielt werden kann.
Zusätzliche zur medikamentösen Behandlung können pilzbefallene Nägel atraumatisch entfernt werden. Dies geschieht über bestimmte chemische Lösungen oder vorsichtig mithilfe einer Fräse.
Wie lange dauert die Nagelpilz Behandlung und warum?
Die Behandlung von Nagelpilz kann langwierig sein, da die Sporen in den luftgefüllten Hohlräume unter der Nagelplatte Wochen bis Monate überleben können. Außerdem vermehren sich Pilze im Vergleich zu Bakterien und Viren sehr langsam.
Sogenannte Antimykotika greifen in den Stoffwechsel der Pilze ein. Da dieser sehr langsam ist, findet auch die antimykotische Wirkung nur langsam statt. Dementsprechend kann sich die Therapie über mehrere Wochen bis Monate hinziehen. Die Behandlung dauert so lange, bis alle Nägel gesund nachgewachsen sind.
Wichtig ist vor allem auch, dass begleitende Infektionen, wie ein Fußpilz, mitbehandelt werden. Auch die genannten Risikofaktoren sollten, soweit wie möglich, verbessert werden, z. B. anderes Schuhwerk oder bessere Diabeteseinstellung, regelmäßige Inspektion auf Wunden und grundlegende Fußhygiene.
Während und vor allem nach erfolgreichem Therapieende sollten Schuhe und Strümpfe desinfiziert werden, um einer erneuten Infektion vorzubeugen. Die Socken müssen bei 60°C gewaschen werden, um die Pilze abzutöten.
ACHTUNG: Viele Patienten spüren nach wenigen Tagen bereits eine Verbesserung der Symptome. Lassen Sie sich dennoch nicht davon täuschen. Sie sollten ihr Präparat bis zum Ende der Therapie einnehmen, um auch die letzte Pilzspore zu vernichten.
Nagelpilz: Komplikationen
Unbehandelte Pilzinfektionen können sich weiter ausbreiten und zu Komplikationen führen wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen der Zehen und/oder Finger.
Da die Oberfläche des Nagels beschädigt wird, können weitere Keime wie Bakterien oder Viren eintreten und andere Infektionen auslösen. Kommt es zu einer Sekundärinfektion der Haut durch Bakterien, spricht man von einem sogenannten Erysipel, das sich durch klassische Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung, Fieber und Schmerzen äußert.
WICHTIG: Die meisten nehmen an, dass Nagelpilz oder Fußpilz auf Grund des Namens nur den entsprechenden Bereich befallen kann. Pilzinfektionen werden von Pilzarten ausgelöst, die sich prinzipiell überall am Körper ansiedeln können. Wenn also ein Nagelpilz diagnostiziert wird, sollten Sie darauf achten, die Sporen nicht auf andere Hautareale zu verteilen. Manchmal reichen nur das Kratzen mit der Hand und der anschließende Griff ins Gesicht, um die Erreger zu verteilen.
Nagelpilz vorbeugen
Da Nagelpilzinfektionen stets ernst zu nehmen ist, gibt es eine Reihe präventiver Maßnahmen, die sie befolgen können, um eine Infektion zu vermeiden. Dabei wird unterschieden, ob einer Pilzinfektion allgemein vorgebeugt werden soll oder ob die weitere Ausbreitung, also Sekundärinfektionen, verhindert werden sollen.
Generelle Präventionsmaßnahmen:
nicht barfuß laufen
Handtücher, Socken etc. bei mindestens 60 Grad waschen
Mindestens einmal wöchentlich Kontrolle und Fußpflege
Passende, bequeme und atmungsaktive Schuhe tragen
Um die Ausbreitung einer bereits vorhandenen Infektion zu verhindern, sollte man Folgendes beachten:
Nagelschere etc. und Hände nach jedem Kontakt sorgfältig reinigen
eigenes Handtuch für Hände/Füße verwenden, das täglich gewechselt wird
Waschen der Handtücher, Socken etc. bei min. 60 Grad
Rücksicht nehmen! Nicht barfuß laufen, um andere nicht anzustecken
Achtung: Diabetiker sind besonders gefährdet und sollten daher besonders auf die Nagel- und Fußpflege und die regelmäßige Kontrolle der Zwischenräume achten.
Quellen
Amboss (05.12.2019). Allgemeine Mykologie (Pilzinfektionen). Unter https://www.amboss.com/de/library#xid=KM0Upg&anker=Z3a14fe8a9c110da370f42d4564811690 [abgerufen am 29.05.2020]
Apotheken Umschau (22.05.2017). Nagelpilz: Was tun?. Unter https://www.apotheken-umschau.de/Nagelpilz [abgerufen am 03.06.2020]
Amboss (29.05.2019). Onychomykose. Unter https://www.amboss.com/de/library#xid=-J0D9S&anker=Z5ba53c5a2646a373beb616dd3c26d8d9 [abgerufen am 03.06.2020]
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