Frau sitzt zusammengekrümmt auf dem Sofa und hält sich den schmerzenden Bauch.
  1. Gastritis oder Reizmagen?
  2. Ursachen für Magenschmerzen
  3. Reizmagen oder Gastritis: Diagnose
  4. Verschiedene Gastritis-Typen
Frau sitzt zusammengekrümmt auf dem Sofa und hält sich den schmerzenden Bauch.

Auf einen Blick
  • Magenschmerzen können sowohl durch funktionelle Beschwerden als auch durch eine Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) ausgelöst werden.
  • Beim Reizmagen-Syndrom handelt es sich um eine sogenannte Ausschlussdiagnose.
  • Ob es sich bei den Schmerzen um einen Reizmagen oder eine Gastritis handelt, kann durch eine endoskopische Untersuchung des Magens festgestellt werden.

Gastritis oder Reizmagen?

Ein gereizter Magen kann viele verschiedene Ursachen haben. Bis zu 50 Prozent aller PatientInnen mit Magenschmerzen haben sogenannte funktionelle Beschwerden. Der Begriff „funktionell“ bedeutet in diesem Fall, dass auch in einer ärztlichen Untersuchung, trotz anhaltender Beschwerden, keine organische Ursache gefunden werden kann.

Das Reizmagen-Syndrom ist daher eine Diagnose, die erst nach Ausschluss aller anderen möglichen Ursachen gestellt werden kann. In solchen Fällen wird dann von einer funktionellen Dyspepsie oder funktionellem Reizmagen-Syndrom gesprochen.

Typische Symptome bei Reizmagen-Syndrom

Magenschmerzen können aber auch durch eine Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) ausgelöst werden. Die Beschwerden der Gastritis entstehen meistens nicht akut, sondern schleichend auf Grund einer fortschreitenden Entzündung der Magenschleimhaut. Auch können bestimmte Arten von Ernährung und Lebensstile sich negativ auf den Magen auswirken und die Schmerzen verursachen. Weiterhin müssen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder des Herzens in Erwägung gezogen werden, die ebenfalls zu Oberbauchschmerzen führen können.

Ursachen für Magenschmerzen

Folgende Erkrankungen zählen zu den möglichen organischen Ursachen von Magenschmerzen:

  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis), ausgelöst durch:

    • Reizstoffe (Alkohol, Rauch, Scharfes Essen, Medikamente)

    • Stress

    • Infektionen

    • Autoimmunreaktionen

  • Geschwür im Magen oder Zwölffingerdarm

  • Magen-Darm.Infektionen

  • Lebensmittelvergiftung oder -unverträglichkeiten

  • Maligne Veränderungen der Magenschleimhaut

  • Refluxkrankheit

  • Reizmagen

  • Essstörungen (vermehrte Säureproduktion durch Erbrechen und Hunger)

  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)

  • Prämenstruelles Syndrom

Halten die Bauchschmerzen über einen längeren Zeitraum an, sollte auf jeden Fall eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Anhand der Symptome können mögliche Ursachen festgestellt und ausgeschlossen werden. Nur so kann ein Reizmagen diagnostiziert und auch von einer chronische Gastritis und anderen schwerwiegenden Ursachen unterschieden werden.

Reizmagen oder Gastritis: Diagnose

Beide Krankheiten zeigen in der Regel ähnliche Symptome. Da eine Gastritis aber zu Komplikationen führen kann, ist es wichtig, diese beiden Diagnosen nicht zu verwechseln und Selbstdiagnosen zu vermeiden.

Die wichtigste Untersuchung in der ärztlichen Diagnostik ist eine endoskopische Untersuchung des Magens. Mit einer Kamera werden so die Schleimhäute der Speiseröhre, des Magens und des ersten Teils des Dünndarms begutachtet. Dabei werden kleine Gewebeproben (Biopsien) genommen, um das Gewebe auf eine Besiedlung mit Helicobacter pylori oder anderen Erreger untersuchen zu können. Mit Hilfe der Biopsie können außerdem Krebserkrankungen ausgeschlossen werden.

Manchmal werden auch nicht-invasive Methoden für den Nachweis von Helicobacter pylori angewandt. Unter anderem kann das Bakterium im Stuhl oder indirekt in der Atemluft bestimmt werden. Zum Ausschluss einer Autoimmunerkrankung können Antikörper im Blut bestimmt werden.

Ausschlussdiagnose Reizmagen-Syndrom

Beim Reizmagen-Syndrom handelt es sich um eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass es keine keine klar diagnostizierbare Ursache gibt – die Krankheit kann nur festgestellt werden indem alle anderen Ursachen ausgeschlossen werden.

Je nach Schweregrad der Beschwerden können dann Magensäureblocker gegen Sodbrennen und Aufstoßen, Spasmolytika gegen Bauchkrämpfe und Prokinetika zur Anregung der Magen-Darm-Tätigkeit bei Verstopfungen verabreicht werden.

Häufig wird den PatientInnen zusätzlich eine alternative Therapie in Form von Psychotherapie, Entspannungsverfahren oder eine Ernährungsberatung angeboten. In manchen Fällen geht der funktionelle Reizmagen mit einem Reizdarm-Syndrom einher. Ein Reizdarm kann zu Durchfällen, Verstopfungen und Blähungen führen.

Diagnose einer Gastritis

PatientInnen, die unter einer Gastritis leiden, haben häufig ähnliche Beschwerden wie die des funktionellen Reizmagens:

  • Schmerzen im Oberbauch

  • Übelkeit

  • Vermehrtes Aufstoßen

  • Völlegefühl

Die Unterscheidung beider Diagnosen durch einen Arzt oder eine Ärztin ist dabei wichtig, denn eine chronische Gastritis kann zu Komplikationen führen. Unter Umständen kann die Krankheit zur Entstehung eines Magenkarzinoms, einer Magenschleimhauterosion oder einer bösartigen Lymphdrüsen-Erkrankung im Magen führen.

Verschiedene Gastritis-Typen

Die chronische Gastritis wird in drei Typen eingeteilt:

  • Typ-A-Gastritis

  • Typ-B-Gastritis

  • Typ-C-Gastritis

Typ-A-Gastritis (Autoimmungastritis)

Die Typ-A-Gastritis wird durch eine Autoimmunreaktion verursacht, deren Ursprung bisher unbekannt ist. Dieser Gastritis-Typ ist selten und macht nur etwa 5 Prozent aller Fälle aus. Zum Ausschluss einer Autoimmunerkrankung können Antikörper im Blut bestimmt werden.

Die Autoimmungastritis führt vor allem zu einem Mangel an Vitamin B12. Dieser verursacht häufig eine Blutarmut (Anämie) und kann außerdem ein Brennen der Zunge mit Veränderung der Zungenschleimhaut verursachen. Bei langandauerndem Mangel kommt es zu Störungen des Nervensystems mit Missempfindungen in den Füßen.

Bei der Autoimmungastritis kann der Vitamin B12-Mangel mit der Substitution des Vitamins behandelt werden.

Typ-B-Gastritis (bakterielle Infektion)

Die häufigste Form der Gastritis ist die Typ-B-Gastritis. Sie entsteht Aufgrund einer bakteriellen Infektion der Magenschleimhaut. Meistens handelt es sich bei dem Erreger um das Bakterium Helicobacter pylori.

Helicobacter pylori sind in Deutschland weit verbreitet. Es wird davon ausgegangen, dass das Risiko einer Besiedlung mit jedem weiteren Lebensjahr um ein Prozent steigt. Das bedeutet, dass etwa 50 Prozent der 50-Jährigen mit Helicobacter plyori besiedelt sind.

Die durch Bakterien verursachte Gastritis kann ohne Behandlung zur Entstehung von Geschwüren (Erosionen) im Magen und Dünndarm führen. Diese verursachen häufig erst nach langjährigem Verlauf Beschwerden und können sich dann in Form starker Schmerzen oder sogar einem Magenwanddurchbruch äußern.

Teilweise machen sie sich erst durch Blutungen bemerkbar, die mit blutigem oder dunkel verfärbten Stuhl oder blutigem Erbrechen einhergehen. Ausgeprägte Magenblutung müssen in der Regel stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Auch die Gastritis vom Typ C verursacht Magen- und Dünndarmgeschwüre. Während Magengeschwüre oft zu Schmerzen direkt nach dem Essen führen, lindert die Nahrungsaufnahme die Schmerzen bei Dünndarmgeschwüren, bei denen es eher im nüchternen Zustand zu Beschwerden kommt.

Eine Besiedlung mit Helicobacter pylori wird bei Auftreten von Geschwüren mit Hilfe von Antibiotika behandelt. Hierfür verordnen ÄrztInnen eine Dreifachkombination, die über 1 bis 2 Wochen eingenommen werden muss. Am Ende der Behandlung wird mit Hilfe einer endoskopische Untersuchung des Magens überprüft, ob das Bakterium verschwunden ist.

Typ-C-Gastritis (chemische Stoffe)

Die Reizung der Magenschleimhaut mit schädlichen, pathogenen (krankheitsverursachend), chemischen Stoffen, sogenannten Noxen, führt zur Typ-C-Gastritis.

Zu solchen Schleimhaut-reizenden Substanzen die die die Magenschleimhaut irritieren können gehören unter anderem:

  • Alkohol

  • Nikotin

  • Die verstärkte Produktion bzw. der vermehrte Rückfluss von Magensäure.

  • Medikamente wie Schmerzmittel (z. B. ASS, Ibuprofen und Indometacin)

  • Glukokortikoide

Quellen

  • Herold G, et al.: Innere Medizin. 1. Aufl. Köln: Gerd Herold 2019.

  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): S2k-Leitlinie "Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit". AWMF-Register Nr. 021-001. 2016.

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