Hände mit Latexhandschuhen tasten eine vergrößerte Schilddrüse ab.
  1. Hyperthyreose – Symptome
  2. Ursachen von Hyperthyreose
  3. Schilddrüsenüberfunktion – Werte und Diagnostik
  4. Schilddrüsenüberfunktion – Behandlung
  5. Häufige Fragen zu Schilddrüsenüberfunktion
Hände mit Latexhandschuhen tasten eine vergrößerte Schilddrüse ab.

Die häufigste Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion ist Morbus Basedow. Frauen sind im Verhältnis 5 zu 1 häufiger von der Erkrankung betroffen.

Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) beruht auf einer gesteigerten Produktion von Hormonen aus der Schilddrüse. Die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin(T3) und Thyroxin (T4) haben lebenswichtige Funktionen für den Stoffwechsel, die Energiebereitstellung und die Temperaturerhaltung. Im Normalfall unterliegt die Freisetzung der Schilddrüsenhormone einem Regelkreis aus Steuerungshormonen. Durch eine Entkopplung der Hormonproduktion vom Regelkreis kann es zu einer ungesteuerten Synthese und Ausschüttung der Hormone kommen, die zu lebensbedrohlichen Symptomen führen kann. Die häufigste Ursache hierfür ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow.

Auf einen Blick
  • Die meisten Menschen erkranken zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr an Hyperthyreose.
  • In Deutschland sind ungefähr 1 bis 2 Prozent aller Frauen von Hyperthyreose betroffen.
  • Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow.
  • Jedes Jahr erkranken 4 von 100.000 Menschen an Morbus Basedow.

Hyperthyreose – Symptome

Die Symptome bei Hyperthyreose lassen sich von der Funktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 ableiten. Sie sind verantwortlich für Energiebereitstellung, regen den Stoffwechsel an, erhöhen die Körpertemperatur, fördern Muskelaktivität und steigern die Schlagkraft des Herzens sowie den Puls. Aus diesen Eigenschaften ergeben sich die Beschwerden bei Schilddrüsenüberfunktion:

Im Vergleich zur Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kommt es bei der Schilddrüsenüberfunktion nicht zur Gewichtszunahme. Im Gegenteil, bei der Schilddrüsenüberfunktion nimmt das Gewicht aufgrund des beschleunigten Stoffwechsels eher ab, obwohl Ess- und Bewegungsgewohnheiten unverändert sind. Auch die Aktivität des Magen-Darm-Traktes kann gesteigert sein, es kommt bei einigen PatientInnen zu Durchfall oder vermehrtem Toilettendrang. Eine Schilddrüsenüberfunktion mit Übelkeit tritt hingegen seltener auf.

Ein besonderes Symptom, welches ausschließlich bei Morbus Basedow auftritt, ist das Hervorstehen der Augen (Exophthalmus, endokrine Orbitopathie). Eine Schilddrüsenüberfunktion mit Augen-Beteiligung sollte immer als hinweisend auf diese Erkrankung gewertet werden. Die Rezeptoren, gegen die sich die Antikörper bei Morbus Basedow richten, sind auch in der Augenhöhle (Orbita) vorhanden. Die Bindung der Antikörper führt zur Schwellung des Fett- und Bindegewebes in der Augenhöhle und zum Hervortreten der Augäpfel.

Notfall thyreotoxische Krise

Eine thyreotoxische Krise ist eine lebensbedrohliche Eskalation der unbehandelten Schilddrüsenüberfunktion. Symptome sind Herzrhythmusstörungen, Erröten des Gesichts mit Hitzewallungen (Flush), Fieber, Erbrechen, Durchfall, Zittern mit Muskelermüdung, Bewusstseinsstörungen, Desorientiertheit, Psychosen und Kreislaufversagen. Dieser Zustand ist ein Notfall und muss sofort symptomatisch und mit Schilddrüsenhormon-blockierenden Medikamenten behandelt werden.

Ursachen von Hyperthyreose

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann verschiedene Ursachen haben. Mit Abstand die häufigste Ursache ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Seltener kommt es zur sogenannten funktionellen Schilddrüsenautonomie durch gutartige Tumore der Schilddrüse, deren Hormonproduktion vom steuernden Regelkreis entkoppelt ist. Im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen der Schilddrüse kommt es oft zu einer vorübergehenden Überfunktion durch die Gewebezerstörung, bevor es zur Hypothyreose kommt. Zuletzt können auch Medikamente oder bösartige Neubildungen der Schilddrüse zur Überfunktion führen.

Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der Antikörper gegen den Rezeptor des Steuerungshormons Thyroidea-stimulierendes Hormon (TSH) gebildet werden. Die Antikörper aktivieren den Rezeptor anstelle von TSH und stimulieren die Schilddrüsenhormonproduktion. Diese ist damit vom Regelkreis entkoppelt. Über ein negatives Feedback der Schilddrüsenhormone T3 und T4 an das Gehirn wird die Produktion der Steuerungshormone gehemmt. Bei Morbus Basedow kommt es zur typischen Symptomatik einer Schilddrüsenüberfunktion mit starker Schwellung der Schilddrüse.

Der TSH-Rezeptor wird neben der Schilddrüse auch in der Augenhöhle ausgebildet. Die Aktivierung der Rezeptoren führt zur Schwellung des Fett- und Bindegewebes der Augen mit dem charakteristischen Hervortreten der Augäpfel. Dieses Phänomen wird auch Exophthalmus oder endokrine Orbitopathie genannt.

Als funktionelle Schilddrüsenautonomie bezeichnet man die Ausbildung selbstständig hormonproduzierender Areale in der Schilddrüse. Diese werden auch als Knoten bezeichnet. Die Knoten sind gutartige Tumore (Adenome) und können einzeln oder gehäuft auftreten. Ursächlich für die Entstehung solcher Knoten sind meist Mutationen im Gen des TSH-Rezeptors oder den Genen anderer wichtiger Signalstrukturen. Die autonomen Areale produzieren Schilddrüsenhormone unabhängig von der übergeordneten Steuerung durch TSH und führen somit zur Hyperthyreose.

Als iatrogene Hyperthyreose bezeichnet man eine Schilddrüsenüberfunktion, die durch Medikamente oder Therapien ausgelöst wird. Häufig ist die Überdosierung des medikamentös eingesetzten Schilddrüsenhormons L-Thyroxin, welches zur Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt wird. Auch eine Überdosierung von Jodtabletten kann eine Überfunktion der Schilddrüse induzieren. Gleiches gilt für die Einnahme jodhaltiger Medikamente wie Amiodaron oder Röntgenkontrastmittel. Aus diesem Grund muss vor Beginn einer Therapie mit Amiodaron oder vor einer geplanten bildgebenden Untersuchung mit Kontrastmittel immer die Schilddrüsenfunktion untersucht werden, insbesondere bei PatientInnen mit Schilddrüsenerkrankung.

Im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen der Schilddrüse, die im Verlauf zur Schilddrüsenunterfunktion führen, kann es zu einer vorübergehenden Hyperthyreose kommen. Zu diesen Erkrankungen zählen zum Beispiel die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis oder die Thyreoiditis de Quervain. In einer frühen Erkrankungsphase kommt es zur langsamen Zerstörung des Schilddrüsengewebes. Aus den Zellen gelangt innerhalb kurzer Zeit eine große Menge gespeicherter Hormone ins Blut. In diesem Zeitraum können Symptome der Schilddrüsenüberfunktion mit schwerwiegenden Komplikationen auftreten.

Eine bösartige Gewebeneubildung wird Neoplasie genannt. Tritt diese in der Schilddrüse auf, spricht man von einem Schilddrüsenkarzinom. Dessen Hormonproduktion ist ebenfalls vom Regelkreis entkoppelt und autonom. Auch andere bösartige Tumoren können im Rahmen einer Paraneoplasie zur Schilddrüsenüberfunktion führen.

Schilddrüsenüberfunktion – Werte und Diagnostik

Eine latente Hyperthyreose fällt meist in einer Routinekontrolle der Blutwerte auf. Latent bedeutet in dem Fall, dass Symptome bestehen können aber nicht müssen. Die freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 liegen noch im Normbereich, während das Steuerungshormon TSH schon erniedrigt messbar ist. TSH ist, wie auch bei der Schilddrüsenunterfunktion, der wichtigste Parameter der Diagnostik. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse wird TSH, durch die negative Rückkopplung der freien Hormone an das Gehirn, unterdrückt. Bei Schilddrüsenunterfunktion fehlt diese Rückkopplung und TSH wird vermehrt ausgeschüttet.

Eine manifeste Hyperthyreose weist in der Blutuntersuchung sowohl einen erniedrigten TSH-Wert als auch erhöhte freie Hormone fT3 und fT4 auf. Zur weiteren Differenzierung der Ursache werden im Blut zusätzlich auch die Antikörper gegen Strukturen der Schilddrüse bestimmt, um auf Morbus Basedow zu untersuchen. In diesem Fall liegen in über 90 Prozent der Fälle Antikörper gegen den TSH-Rezeptor (TRAK), in 70 Prozent der Fälle zusätzlich Antikörper gegen das Enzym Thyreoperoxidase (TPO-AK) vor.

Zusätzlich zur Messung der Laborwerte sollte immer eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse erfolgen. Diese dient der Beurteilung der Struktur, Größe und Durchblutung der Schilddrüse. Bei Morbus Basedow finden sich typischerweise eine hohe Anzahl an Blutgefäßen mit enorm gesteigerter Durchblutung. Auch Knoten lassen sich in der Sonografie abgrenzen.

Eine weitere mögliche Untersuchung ist die Schilddrüsenszintigrafie. Die Szintigrafie ist ein Verfahren aus der Nuklearmedizin zur Beurteilung der Gewebeaktivität. Im Falle der Schilddrüse wird den PatientInnen Technetium verabreicht. Technetium ist ein für den menschlichen Körper unschädliches Radionuklid, welches Gammastrahlen abgibt. Es wird in der Schilddrüse wie normales Jod angereichert. Die Gammastrahlen werden von einer speziellen Kamera erfasst. Eine Technetium-Szintigrafie dient der Visualisierung des Aktivitätsgrades des Schilddrüsengewebes. Auf diese Weise lassen sich Adenome oder Karzinome identifizieren und charakterisieren.

Schilddrüsenüberfunktion – Behandlung

Die Hyperthyreose-Therapie richtet sich nach ihrer Ursache. Die latente Hyperthyreose muss nur bei bestehenden Symptomen behandelt werden. Andernfalls sind regelmäßige Laborkontrollen und die Sensibilisierung von PatientInnen für mögliche Symptome ausreichend.

Eine manifeste Hyperthyreose muss immer behandelt werden, um lebensgefährliche Komplikationen wie eine thyreotoxische Krise zu vermeiden. Bei jeder Form der manifesten Hyperthyreose wird zunächst eine medikamentöse Therapie zur Herstellung einer normalen Stoffwechsellage angestrebt. Zur Anwendung kommen sogenannte Thyreostatika. Mögliche Medikamente sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Thionamide. Diese hemmen die Thyreoperoxidase und damit die Herstellung von Schilddrüsenhormonen. Die Wirkung von Thionamiden ist erst nach 6 bis 8 Tagen der Einnahme zu erwarten. Eine Alternative ist Natriumperchlorat, welches die Aufnahme von Jod in die Schilddrüsenzellen hemmt und damit ebenfalls die Hormonsynthese blockiert. Zur Anwendung in der Schwangerschaft kommt Propylthiouracil in Frage, welches ebenfalls zur Gruppe der Thionamide zählt.

Begleitend zur thyreostatischen Therapie muss immer eine symptomatische Therapie stattfinden. Diese dient der Eindämmung der Symptome bis zum endgültigen Wirkeintritt der thyreostatischen Medikation.

Nebenwirkungen thyreostatischer Therapie

Die thyreostatische Therapie mit Thionamiden oder Natriumperchlorat kann reich an Nebenwirkungen sein. Über folgende Nebenwirkungen sollten PatientInnen genau aufgeklärt werden:

  • Thionamide: Gelenkschmerzen, Agranulozytose (lebensgefährliche Immunschwäche beginnend mit Fieber und Halsschmerzen), Ausschlag, Leberschädigung, Geschmacksstörungen
  • Natriumperchlorat: Gastritis, allergische Reaktion, Vergrößerung der Schilddrüse (Struma), Lymphknotenschwellung

Nach Erreichen einer stabilen Stoffwechsellage kann die eigentliche Therapie der ursächlichen Erkrankung angestrebt werden. Im Falle des Morbus Basedow erfolgt nach 12 bis 18 Monaten ein Auslassversuch der thyreostatischen Medikation. Etwa 50 Prozent der PatientInnen bleiben in einer dauerhaften Remission, gelten also als krankheitsfrei. Bei Wiederauftreten der Hyperthyreose erfolgt die definitive Therapie der Erkrankung mittels operativer Entfernung der gesamten Schilddrüse oder Radiojodtherapie.

Auch bei Schilddrüsenautonomie ist die Therapie der Wahl die Radiojodtherapie.

Radiojodtherapie

Die Radiojodtherapie ist eine nicht-invasive Therapie der Schilddrüsenüberfunktion, die inzwischen in vielen Fällen einer Operation vorgezogen wird. Die Schilddrüse ist das einzige Organ des Körpers, welches vermehrt Jod aufnimmt. Therapeutisch wird dies genutzt, indem radioaktives Jod-131 in individueller Dosis verabreicht wird. Dieses wird in die Schilddrüse aufgenommen und zerstört lokal das Gewebe. Die Detektion abgegebener Gammastrahlung ermöglicht darüber hinaus die Diagnostik der Schilddrüsenaktivität.

Bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse sollte eher ein operatives Verfahren gewählt werden.

Grundsätzlich besteht sowohl nach einer Operation als auch nach Radiojodtherapie eine iatrogene, also therapieinduzierte, Schilddrüsenunterfunktion. Diese muss durch lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) kompensiert werden.

Häufige Fragen zu Schilddrüsenüberfunktion

Die Ursache für die Entstehung einer Hyperthyreose ist in den meisten Fällen die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Weitere mögliche Auslöser sind gutartige und bösartige Tumore, Medikamente oder Entzündungen.

Eine Schilddrüsenüberfunktion führt zu teils schwerwiegenden Symptomen wie Herzrhythmusstörungen, Hitzewallungen, Schwitzen, Verwirrtheit, Gewichtsabnahme, Schlafstörungen und Durchfall.

Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion kann zu einer thyreotoxischen Krise führen. Diese verursacht unter anderem Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kreislaufversagen, Desorientiertheit, Muskelzittern, Durchfall, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen.

Eine Schilddrüsenüberfunktion muss in jedem Fall behandelt werden. Unbehandelt kann es zu einer lebensbedrohlichen thyreotoxischen Krise mit Bewusstseinsstörungen und Kreislaufversagen kommen.

Erste Symptome bei Schilddrüsenüberfunktion sind Herzrasen und -stolpern, Hitzegefühl, Schwitzen und innere Unruhe.

Eine Schilddrüsenüberfunktion verschwindet nicht von allein. Sie muss immer behandelt werden. Im Falle eines Morbus Basedow reicht bei 50 Prozent der PatientInnen jedoch eine medikamentöse Therapie über 1 bis 1,5 Jahre aus, um die Erkrankung langfristig zurückzudrängen. Andernfalls erfolgt eine endgültige Therapie mittels Operation oder Radiojodtherapie.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. (DGN):S1-Leitlinie „Radiotherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen“Version 5. AWMF-RegisterNr. 031-003. 2015.

  • Hyperthyreose. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/Hyperthyreose (zugegriffen 20. September 2022)

  • Morbus Basedow. Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). https://www.endokrinologie.net/krankheiten-schilddruese-basedow.php (zugegriffen 20. September 2022)

  • Ross DS, Burch HB, Cooper DS, et al.: 2016 American Thyroid Association Guidelines for Diagnosis and Management of Hyperthyroidism and Other Causes of Thyrotoxicosis. Thyroid 2016; 26: 1343–421.

  • Subekti I, Pramono LA: Current Diagnosis and Management of Graves' Disease. Acta Med Indones 2018; 50: 177–82.

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