Schwangere Frau sitzt auf dem Sofa. Sie hält sich die Brust und hat Schmerzen vom Sodbrennen.
  1. Was ist eine Refluxkrankheit?
  2. Refluxkrankheit Symptome
  3. Arten der Refluxkrankheit
  4. Ursachen von GERD
  5. Diagnose bei GERD
  6. Behandlung der Refluxkrankheit
Schwangere Frau sitzt auf dem Sofa. Sie hält sich die Brust und hat Schmerzen vom Sodbrennen.

ICD-10-Code: K21.- Gastroösophageale Refluxkrankheit

Etwa 10 bis 20 Prozent der deutschen Bevölkerung sind von der gastroösophagealen Refluxkrankheit betroffen.

Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) löst der Reflux von saurem Mageninhalt eine entzündliche Erkrankung der Speiseröhre aus. Diese kann mit oder ohne Läsionen der Speiseröhrenschleimhaut einhergehen. Behandelt wird in der Regel mit Protonenpumpenhemmern, welche die Säure im Magen reduzieren.

Auf einen Blick
  • GERD steht für gastroesophageal reflux disease, zu Deutsch gastroösophageale Refluxkrankheit.
  • Es handelt sich um eine entzündliche Erkrankung der Speiseröhre.
  • Hauptsymptom bei GERD ist Sodbrennen, also ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein.

Was ist eine Refluxkrankheit?

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist eine Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagus), die durch den Rückfluss von saurem Mageninhalt, dem so genannten Reflux, verursacht wird. Da es unter bestimmten Umständen auch bei gesunden Menschen zu Reflux kommen kann, wird erst dann von einer Refluxkrankheit gesprochen, wenn der Reflux regelmäßig auftritt und zu chronischen Beschwerden führt.

Refluxkrankheit Symptome

Die Hauptbeschwerde der Refluxkrankheit ist ein aufsteigender Schmerz hinter dem Brustbein, das so genannte Sodbrennen. Dieses tritt vor allem im Liegen und nach dem Essen auf. Betroffene leiden außerdem meist unter:

  • Druck hinter dem Brustbein

  • Schluckauf und Schluckbeschwerden

  • Chronischem, vor allem nächtlichem Hustenreiz

  • Mundgeruch

  • Übelkeit

  • Schwindel

Das saure Aufstoßen kann durch Stress, bestimmte Körperpositionen (Liegen, Bücken), Tragen von schweren Lasten und bei Alkohol-, Kaffee- sowie Nikotinkonsum hervorgerufen oder verstärkt werden.

Reflux kann insbesondere bei älteren oder bettlägerigen Menschen zu chronischen Entzündungen der Bronchien und Lungenentzündungen führen. Ein bereits bestehendes Asthma bronchiale kann verstärkt werden. Bei ausgeprägtem Reflux kann der saure Magensaft sogar eine Entzündung des Kehlkopfs oder eine Schädigung der Zähne verursachen.

Arten der Refluxkrankheit

Die Montreal-Klassifikation hilft bei der Diagnostik und Therapie von GERD sowie bei der Unterteilung in verschiedene Arten der Refluxkrankheit. Definiert wird GERD als Krankheit mit störenden Symptomen oder Komplikationen, die durch den Reflux von Mageninhalt verursacht werden. Ohne diese Symptome wird es nur als gastroösophagealer Reflux bezeichnet.

Anhand des Ausmaßes der Symptome werden verschiedene Formen der gastroösophagealen Refluxkrankheit unterschieden. Endoskopisch kann zwischen zwei Formen unterschieden werden:

  • Erosive Refluxerkrankung (erosive reflux disease, ERD): Gastroösophageale Refluxkrankheit mit Ösophagitis, Läsionen der Speiseröhre sind endoskopisch sichtbar

  • Nicht-erosive Refluxerkrankung (non-erosive reflux disease, NERD): Gastroösophageale Refluxkrankheit ohne Ösophagitis, keine sichtbaren Schädigungen der Speiseröhrenschleimhaut

Weiterhin gibt es noch funktionelle Refluxbeschwerden, die im engeren Sinne allerdings nicht als GERD klassifiziert werden.

Erosive Refluxerkrankung (ERD)

Bei der erosiven Refluxerkrankung handelt es sich um eine GERD mit ösophagealen Läsionen, auch Refluxösophagitis genannt. Hierbei zeigen PatientInnen sichtbare Veränderungen der Speiseröhrenschleimhaut. Diese können mikroskopisch klein oder sogar mit bloßem Auge erkennbar sein. Etwa 60 Prozent der PatientInnen mit GERD haben diese Unterform.

PatientInnen mit ERD leiden unter einer Entzündung der Speiseröhre, auch bekannt als Ösophagitis. Sie wird durch den Reflux sauren Magensaftes hervorgerufen. Ursächlich ist eine säurebedingte erosive Schädigung der Ösophagusschleimhaut im Rahmen einer bestehenden Refluxkrankheit. Bei der erosiven Form der Erkrankung handelt es sich um eine schwerwiegende Komplikation der chronischen Exposition zur Säure. Die Schleimhaut der Speiseröhre verändert sich mit der Zeit. Das Ausmaß der Schleimhautveränderungen wird im Rahmen einer endoskopischen Untersuchung anhand der Größe und Ausbreitung der Läsionen ermittelt.

Eine ERD tritt in den meisten Fällen zusammen mit einem Zwerchfellbruch (Hiatushernie) auf. Der Hiatus bezeichnet die natürliche Öffnungsstelle des Zwerchfells, durch die die Speiseröhre aus dem Brustraum in den Bauchraum gelangt und an den Magen anschließt. Ist diese Öffnung defekt, kann ein Teil des Magens in die Brusthöhle austreten und Magensäure ungehindert in die Speiseröhre zurückfließen. Risikofaktoren für die Entstehung einer ERD:

  • Hiatushernie

  • Starker Alkoholkonsum

  • Starker Nikotinkonsum

  • Hoher BMI (starkes Übergewicht bzw. Adipositas)

  • Männliches Geschlecht

Nicht-erosive Refluxerkrankung (NERD)

Bei der nicht-erosiven Refluxerkrankung handelt es sich um eine GERD ohne ösophageale Läsionen. Im Gegensatz zur ERD sind bei der NERD keine Schädigungen der Speiseröhrenschleimhaut auszumachen. Diese Unterform besteht bei etwa 40 Prozent der PatientInnen mit GERD.

NERD führt, wie auch die anderen Formen der Refluxkrankheit, zu typischen Symptomen von Sodbrennen, wie etwa saurem Aufstoßen und einem Schmerz hinter dem Brustbein. Eine Form der NERD ist ein hypersensitiver Ösophagus, also eine überempfindliche Speiseröhre. Objektiv betrachtet und gemessen bewegt sich das Sodbrennen bei PatientInnen mit hypersensitivem Ösophagus in der Norm. Es liegen keine endoskopisch erkennbaren Veränderungen vor. Aufgrund eines erhöhten Schmerzempfindens in der Speiseröhre wird der Zustand subjektiv durch die PatientInnen jedoch als belastendes Sodbrennen empfunden. Etwa drei Viertel aller PatientInnen mit hypersensitivem Ösophagus leiden zusätzlich an psychologischen Störungen, welche als ein möglicher Auslöser für diese Art der Refluxkrankheit angesehen werden. Risikofaktoren für die Entstehung einer NERD:

  • Niedriger BMI

  • Infektionen mit Heliobacter pylori

  • Weibliches Geschlecht

  • Junges Lebensalter

GERD mit Komplikationen

Im späten Stadium einer ERD breiten sich die Läsionen kreisförmig in der Speiseröhre aus und können Zellveränderungen hervorrufen. Dieser Zustand wird als Barrett-Ösophagus bezeichnet und gilt als Vorstufe eines Karzinoms. Es können sich Geschwüre und Vernarbungen ausbilden. Im schlimmsten Fall kann sich auf dem Boden eines Barrett-Ösophagus ein Karzinom bilden. Medizinisch handelt es sich dann um ein ösophageales Adenokarzinom bei GERD.

Funktionelle Refluxbeschwerden

PatientInnen mit funktionellen Refluxbeschwerden leiden unter Sodbrennen, jedoch wird diese Symptomatik nicht durch Reflux ausgelöst. Somit sind die klassischen Reflux-Therapien hier nicht wirksam. Die Entstehungsmechanismen für funktionelle Refluxbeschwerden sind bisher nicht eindeutig geklärt. Diese Art der Refluxkrankheit ist sehr selten, Risikofaktoren für die Entstehung von funktionellen Refluxbeschwerden sind junges Lebensalter, weibliches Geschlecht und psychologische Faktoren. Funktionelle Refluxbeschwerden werden nicht als GERD klassifiziert.

Ursachen von GERD

Folgende Ursachen können dazu führen können, dass Magensaft zurück in die Speiseröhre fließt und langfristig zu chronischen Symptomen führt:

  • Verringerte Funktion des Schließmuskels am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen

  • Gestörter Bewegungsablauf des Magens, was den Inhalt nach oben zwingt

  • Chronische Entzündung der Magenschleimhaut, was zur erhöhten Säureproduktion führt

  • Regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Asthma- oder Schmerzmittel), welche die Säureproduktion anregen

  • Übergewicht

  • Schwangerschaft

  • Vorangegangene Operationen des Magens durch erhöhten Druck auf den Magen, der den Saft durch den Verschlussmuskel in die Speiseröhre zwingt

  • Überempfindliche Speiseröhrenschleimhaut

  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten

  • Verkrampfung des Schließmuskels der Speiseröhre (Achalasie), wodurch sich das Essen aufstaut und die Speiseröhrenschleimhaut reizt

  • Speiseröhrendivertikel (Ausbuchtungen der Speiseröhrenwand)

Diagnose bei GERD

Bei typischem Beschwerdemuster ist nicht zwingend eine diagnostische Untersuchung nötig. Ausnahmen sind Fälle, in denen es Hinweise auf einen komplizierten Verlauf gibt.

Meist bessern sich die Symptome nach einem mehrwöchigen Therapieversuch mit Protonenpumpenhemmern. Dies sind Medikamente, die die Produktion der Magensäure senken, wodurch der Magensaft weniger reizend für die Schleimhaut ist. Selten führen sie zu Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen.

Bleiben die Beschwerden unverändert oder verschlimmern sich sogar unter medikamentöser Therapie oder sind die Symptome nicht eindeutig zuzuordnen, sollte eine endoskopische Untersuchung der Speiseröhre, des Magens und des Dünndarms erfolgen. Im Rahmen dieser Untersuchung werden Gewebeproben entnommen und mikroskopisch analysiert. Die Gewebeproben des Magens können auf eine Besiedlung mit dem Bakterium Helicobacter pylori untersucht werden. Eine Helicobacter-Besiedlung des Magens löst eine übermäßige Säureproduktion aus, wodurch Sodbrennen begünstigt werden kann.

Auch bei unfreiwilligem Gewichtsverlust, Symptomen einer Blutarmut und ausgeprägten, schmerzhaften Schluckbeschwerden sollten weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden.

Bei der nicht-erosiven Refluxerkrankung, also ohne sichtbare Veränderungen der Speiseröhre, ist die Diagnosestellung schwieriger. Das liegt daran, dass eine Gewebeentnahme hier meist keine eindeutige Schlussfolgerung zulässt. Eine pH-Bestimmung im unteren Teil der Speiseröhre kann in diesem Fall Hinweise auf wiederkehrende Refluxepisoden liefern.

Behandlung der Refluxkrankheit

In 90 Prozent der Fälle ist eine Therapie mit Protonenpumpenhemmern ausreichend und führt zu einem vollständigen Rückgang der Beschwerden. PatientInnen mit nächtlichen Refluxbeschwerden kann empfohlen werden, mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen und Mahlzeiten spät am Abend zu vermeiden. Es sollten eine Gewichtsnormalisierung angestrebt und auf Alkohol, Nikotin und Kaffee verzichtet werden.

Im Falle einer Helicobacter-Besiedlung erfolgt eine mehrwöchige Eradikationstherapie mit einer Kombination aus mehreren Antibiotika. Dadurch werden die Erreger abgetötet. Fortgeschrittene Stadien der Refluxkrankheit mit ausgeprägten Schleimhautläsionen oder Komplikationen müssen häufig operativ behandelt werden.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): S2k-Leitlinie “Gastroösophageale Refluxkrankheit”. Langfassung. AWMF-Register Nr. 021-013. 2014.

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/gastroosophageale-refluxkrankheit (zugegriffen 23. Februar 2023)

  • Herold G, et al.: Innere Medizin. 1. Aufl. Köln: Gerd Herold 2019.

  • Katz PO, Gerson LB, Vela MF: Guidelines for the diagnosis and management of gastroesophageal reflux disease. Am J Gastroenterol 2013; 108: 308–28; quiz 329.

  • Vakil N, van Zanten SV, Kahrilas P, et al.: The Montreal Definition and Classification of Gastroesophageal Reflux Disease: A Global Evidence-Based Consensus. Am J Gastroenterol 2006; 101: 1900-20; quiz 1943.

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