Anatomie der menschlichen Nieren.
  1. Aufbau und Lage der Nieren
  2. Funktion der Nieren
  3. Häufige Erkrankungen der Niere
  4. Symptome bei Nierenerkrankungen
  5. Nierenwerte
  6. Häufige Fragen zur Niere
Anatomie der menschlichen Nieren.

Die Nieren sind normalerweise 10 bis 12 cm lang, 5 bis 6 cm breit und 3 bis 4 cm dick. Das durchschnittliche Gewicht einer Niere beträgt 150 bis 180 g.

Die Hauptaufgabe der Niere ist die Produktion von Harn und damit die Ausscheidung sogenannter harnpflichtiger Substanzen, also aller Abbauprodukte, die über den Urin ausgeschieden werden. Darüber hinaus produziert die Niere verschiedene Hormone und ist an der Blutdruckregulation beteiligt.

Auf einen Blick
  • Pro Minute werden ungefähr 1200 ml Blut durch die Nieren gepumpt.
  • Eine Niere besteht aus ca. 1 Million Funktionseinheiten (Nephrone), die für die Filtration des Blutes verantwortlich sind.
  • Die Nieren produzieren am Tag ungefähr 180 l Primärharn.
  • Durch Mechanismen der Rückresorption werden jedoch nur circa 1,8 l Urin pro Tag ausgeschieden.

Aufbau und Lage der Nieren

Der menschliche Körper besitzt normalerweise zwei funktionsfähige Nieren mit einer Größe von 10 bis 12 cm Länge, 5 bis 6 cm Breite und 3 bis 4 cm Dicke. Sie liegen gut geschützt im sogenannten Retroperitonealraum, das heißt, hinter dem Bauchfell (Peritoneum), welches den Darm und andere Bauchorgane beinhaltet.

Die linke Niere grenzt an die Milz, den Magen und die Bauchspeicheldrüse und liegt fast vollständig innerhalb des Brustkorbs. Die rechte Niere liegt etwas tiefer als die linke, da sie von der Leber nach unten gedrückt wird. Am oberen Pol jeder Niere sitzt jeweils eine Nebenniere wie ein Hut auf, die jedoch eine komplett eigenständige und von der Niere unabhängige Funktion hat.

Die Niere wird auf beiden Seiten umgeben von einer Kapsel aus Bindegewebe, einer Fettkapsel zum Schutz des Nierengewebes und einer Faszie. Die Faszie ist gut mit Nerven versorgt, sodass es bei Schwellung der Nieren aufgrund von Erkrankungen (zum Beispiel Nierenstau bei Abflussstörung des Harns) zur Spannung der Faszie mit typischen Flankenschmerzen kommen kann.

Anatomie der Nieren

1) Bauchschlagader (Aorta abdominalis)

2) Untere Hohlvene (Vena cava inferior)

3) Nierenarterie (Arteria renalis)

4) Nierenpyramide (Pyramides renalis)

5) Nierenkelch (Calices renalis)

6) Nierenbecken (Pelvis renalis, Pyleon)

7) Nierenvene (Vena renalis)

8) Nierenrinde (Cortex renalis)

9) Harnleiter (Ureter)

Blutversorgung der Niere

Die Niere ist in Relation zu ihrer Größe das am besten durchblutete Organ des Körpers. Pro Minute pumpt das Herz beim gesunden Menschen ca. 1,2 Liter Blut durch die Nieren. Dieses gelangt direkt aus der Bauchschlagader (Aorta abdominalis) über die Nierenarterien in die kleineren Nierenfunktionseinheiten.

Die Niere ist auf eine konstante Durchblutung angewiesen, um arbeiten zu können. Aus diesem Grund reagieren die Nieren sehr sensibel auf Veränderungen des Blutdrucks. Die Nierengefäße können sich je nach Blutdruck verengen und erweitern, sodass eine gleichbleibende Durchblutung gewährleistet werden kann. Außerdem wird bei zu niedrigem Druck in den Nieren ein Hormon (Renin) ausgeschüttet, welches eine Signalkette aktiviert, die die Gefäße im ganzen Körper verengt und damit den Blutdruck steigert (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, RAAS).

Funktion der Nieren

Die Funktion der Nieren sind vielfältig. Neben der Filterfunktion sind die Nieren essentiell für die Produktion verschiedener Hormone, die Einstellung des Blutdrucks und die Regulation des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes.

Die hauptsächliche Aufgabe der Niere ist die Harnproduktion im Harnsystem. Diese findet in den Funktionseinheiten der Niere statt. Das Harnsystem der Niere besteht aus kleinsten Funktionseinheiten, den Nephronen, welche wiederum aus dem Nierenkörperchen (Glomeruli) und dem Tubulussystem bestehen. Die Nierenkörperchen liegen in der Nierenrinde, also am äußeren Rand der Niere, und sind für die Filtration des Blutes und die Produktion des Primärharns zuständig. Pro Tag filtert die Niere ungefähr 180 Liter Primärharn in den Nierenkörperchen. Jedoch wird nur ein minimaler Bruchteil dieser gefilterten Flüssigkeit ausgeschieden. Die letztendlich ausgeschiedene Flüssigkeit, der Endharn, beläuft sich auf eine Menge von ca. 1,8 Liter Urin pro Tag, also 1 Prozent des Primärharns.

Je nach Trinkmenge, Wasser- und Nährstoffzufuhr findet eine Feinjustierung der Wasser- und Elektrolytausscheidung statt. Das wird auch an der Urinfarbe erkennbar: ist der Urin hell, konnte viel Wasser ausgeschieden werden, da die Trinkmenge hoch genug war. Sehr dunkler Urin spricht für eine geringe Flüssigkeitsaufnahme, sodass der Körper nur wenig Wasser wieder abgibt. Ebenso funktioniert es mit der Elektrolytzufuhr: Bei hohem Salzgehalt wird viel Wasser im Körper zurückgehalten, um die Salzkonzentration auszugleichen, also zu verdünnen.

Die Niere hat neben der Harnproduktion und der Regulation des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes noch weitere wichtige Funktionen. Sie reguliert über die Ausscheidung den pH-Wert des Blutes, also den Säure-Base-Haushalt des Körpers. Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Lunge, sodass über die Atmung und die Stoffwechselprozesse der Niere der pH-Wert stets in sehr engen Grenzen gehalten werden kann.

Renin: Die Niere produziert das blutdruckregulierende Hormon Renin, welches eine Signalkaskade anstößt, die den Blutdruck ansteigen lässt. Dieser Mechanismus soll die stets ausreichende Durchblutung der Niere gewährleisten. Ausgeschüttet wird dieses Hormon, wenn kleine Drucksensoren an den Nierenarterien einen zu niedrigen Blutdruck in den nierenversorgenden Gefäßen registrieren.

Erythropoetin (EPO): Wenn Sauerstoffsensoren der Niere eine zu geringe Menge an Sauerstoff in der Blutbahn messen, wird EPO ausgeschüttet. Das Hormon regt die Bildung roter Blutzellen im Knochenmark an, um mehr Sauerstoff im Blut transportieren zu können. Künstlich hergestelltes EPO ist auch ein bekanntes Doping-Mittel bei Sportlern, um die Leistungsfähigkeit zu steigern. Da es bei Sauerstoffmangel ausgeschüttet wird, trainieren viele Sportler im Höhentrainingslager, da so natürlicherweise mehr EPO ausgeschüttet und die Produktion roter Blutkörperchen angeregt wird.

Vitamin D3: Vitamin D ist auch bekannt als Sonnenhormon. Treffen UV-Strahlen auf die Haut, wird die Vorstufe des Vitamins gebildet, welche daraufhin in der Niere und in der Leber aktiviert wird. Bei Erkrankung eines dieser beiden Organe kann es trotz ausreichender UV-Exposition zu Vitamin-D-Mangel kommen.

Die Niere ist in geringem Maße auch an der Bildung von Glucose beteiligt. Die sogenannte Gluconeogenese findet überwiegend in der Leber statt und dient der Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels in Fastenperioden. Auch die Niere ist in der Lage, Gluconeogenese auszuführen. Diese findet in geringem Maße dauerhaft in der Niere statt, wird aber insbesondere bei Erkrankungen der Leber relevant, wenn diese nicht mehr zur Glucoseproduktion fähig ist.

Dunkel gefärbter Urin ist meist ein Zeichen für eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme.

Häufige Erkrankungen der Niere

Niereninsuffizienz

Niereninsuffizienz beschreibt die Unfähigkeit der Niere, ausreichend Harn zu produzieren und damit auch ausreichend Abfallstoffe auszuscheiden. Es lassen sich akute und chronische Niereninsuffizienz unterscheiden, wobei akute Niereninsuffizienz grundsätzlich rückgängig zu machen ist. Gründe können eine zu geringe Trinkmenge, akute Infektionen oder Harnstau sein. Schwere Niereninsuffizienz kann ein Grund für zwischenzeitliche oder anhaltend notwendige Dialyse, also Blutwäsche, sein.

Nierenstau

Als Nierenstau bezeichnet man den Rückstau von Harn in die Nieren. Meist ist dieser Stau durch ein Abflusshindernis bedingt, zum Beispiel einen Stein im Harnleiter oder Druck oder Engen des Harnleiters bei Entzündungen. Harnstau ist ein Notfall und muss schnell entlastet werden, um die Niere nicht dauerhaft zu schädigen.

Nierenbeckenentzündung

Nierenbeckenentzündung: Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) kann Folge eines Harnstaus oder einer aufsteigenden Blasenentzündung sein. Keime, meist Bakterien, steigen in die Nieren auf und führen dort zu einer sehr schmerzhaften Entzündung, die wiederum zum Nierenversagen führen kann.

Symptome bei Nierenerkrankungen

Symptome bei Nierenerkrankungen können sich stark unterscheiden, abhängig davon, um welche Erkrankung es sich handelt. Typische frühe Symptome vor allem bei akuten Erkrankungen der Niere sind:

  • Flankenschmerzen

  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen

  • Veränderungen der Urinmenge- und Farbe

  • Bei Entzündungen: Fieber

Nierenwerte

Mithilfe einer Blutuntersuchung können bei Verdacht auf Nierenerkrankung sogenannte Nierenwerte bestimmt werden. Diese lassen eine Beurteilung der Nierenfunktion zu.

Kreatinin

Der klassische Wert zur Beurteilung der Funktion ist Kreatinin. Dies ist ein Abbauprodukt der Muskeln, welches dauerhaft anfällt und dessen Funktion unklar ist. Es wird jedoch ausschließlich über die Nieren ausgeschieden und dient so als aussagekräftiger Marker für deren Funktion. Ein Anstieg des Kreatinins über einen bestimmten Wert oder ein starker Anstieg innerhalb kurzer Zeit sprechen für akutes oder chronisches Nierenversagen.

Glomeruläre Filtrationsrate (GFR)

Ein weiterer Parameter für die Nierenfunktion ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Diese beschreibt die Menge an filtrierter Flüssigkeit in den Nierenkörperchen pro Minute. Für die Berechnung der GFR wird ebenfalls, neben anderen Parametern, der Kreatininwert herangezogen.

Häufige Fragen zur Niere

Die Hauptaufgabe der Niere ist die Produktion von Harn und damit die Ausscheidung von im Körper entstehenden Abfallprodukten. Darüber kann die Niere auch den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Körpers regulieren. Weitere wichtige Funktionen der Niere sind Hormonproduktion, Blutdruckregulation und Beteiligung an Stoffwechselprozessen.

Das Harnsystem bilden kleinste Funktionseinheiten der Niere. Diese bestehen wiederum aus Nierenkörperchen (Glomeruli) und dem Tubulussystem. In den Glomeruli wird der Primärharn durch Filtration des Blutplasmas gebildet. Im Tubulussystem wird ein Großteil der filtrierten Flüssigkeit und Nährstoffe zurückresorbiert, sodass nur die tatsächlich auszuscheidenden Stoffe ausgeschieden werden.

Nierenprobleme können sich auf verschiedene Arten äußern. Entzündungen der Nieren äußern sich in der Regel durch Schmerzen in der Flankenregion mit Ausstrahlung in den Rücken oder in die Leistengegend. Möglicherweise gehen die Schmerzen mit Fieber und/oder einem Harnwegsinfekt einher. Ein (beginnendes) Nierenversagen zeigt sich durch verminderte Urinproduktion und steigende Nierenwerte. Insbesondere steigendes Kreatinin und andere sich anhäufende harnpflichtige Substanzen können in fortgeschrittenen Stadien zu Verwirrtheit bis Vergiftungserscheinungen führen. Durch Verlegung der Harnwege, zum Beispiel bei Nierensteinen oder vergrößerter Prostata, kann es zum Nierenstau/Harnstau kommen, was wiederum zum Zurückhalten von Urin und Schmerzen mit sich bringt.

Die Niere ist ein sehr sensibles Organ, welches sich durch feinste Regulationsmechanismen stets optimale Bedingungen aufrechterhält. Voraussetzungen hierfür sind ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ausreichender Blutdruck, der eine gute Nierendurchblutung gewährleistet. Zu hohe Blutdruckwerte schädigen kleinste Gefäße und Nerven der Niere, sodass die niereneigenen Regulationsmechanismen versagen können. Auch die Ernährung beeinflusst die Nierenfunktion. Insbesondere eine erhöhte Proteinzufuhr kann sehr schädlich für die Niere sein. Auch besonders salzhaltige Ernährung führt über das Zurückhalten von Wasser zur Belastung des Herzens und der Niere durch den steigenden Blutdruck.

Nierenschmerzen äußern sich durch Schmerzen in den Flanken auf einer oder beiden Seiten. Die Schmerzen können in den Rücken, in die Blase, in die Leiste und auch in die Genitalien ausstrahlen. Die Beschwerden können unter Umständen mit Fieber und/oder Zurückhalten von Urin einhergehen.

Es gibt verschiedene Erkrankungen der Niere, die im Laufe des Lebens erworben oder auch angeboren sein können. Häufig gehen Nierenerkrankungen auch mit anderen Erkrankungen, insbesondere des Herz-Kreislauf-Systems, einher. Eine schwere, jedoch gut behandelbare Erkrankung ist akute Niereninsuffizienz. Diese kann in eine chronische Niereninsuffizienz übergehen. Weitere schwere Erkrankungen der Niere sind Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) und Nierenstau (Harnstau).

Der wichtigste Blutwert für die Beurteilung der Nierenfunktion ist der Kreatininwert. Kreatinin ist ein ständig anfallendes Abbauprodukt der Muskeln, das ausschließlich über die Niere ausgeschieden wird. Steigt die Kreatitinkonzentration im Blut an, ist das ein Zeichen für eine verschlechterte Nierenfunktion. Ein weiterer Wert für die Nierenfunktion ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Diese wird mit Hilfe einer bestimmten Formel anhand von Blutwerten (unter anderem Kreatinin) berechnet und beschreibt die Menge an Flüssigkeit, die pro Minute in den Nierenkörperchen filtriert wird. Sinkt der Wert unter eine bestimmte Grenze, ist von einer eingeschränkten Nierenfunktion die Rede.

Quellen

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