Die häufigsten Mythen über Verhütung und Verhütungsmittel.
  1. Einnahme der Antibabypille
  2. Sicherheit der Antibabypille
  3. Die Spirale
  4. Der Verhütungsring
  5. Das Kondom
  6. Weitere Verhütungs-Mythen
Die häufigsten Mythen über Verhütung und Verhütungsmittel.

Die Zeiten, in denen Verhütung ein Tabuthema war, sind vorbei. Irrtümer rund ums Thema Verhütung gibt es allerdings nach wie vor. Jeder, der Sex hat oder darüber nachdenkt, zukünftig welchen zu haben, sollte sich im Vorhinein Gedanken über Verhütung machen. Denn obwohl das Thema omnipräsent erscheint, wird jede zehnte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben ungewollt schwanger. Fernarzt klärt auf.

Einnahme der Antibabypille

Die Antibabypille ist das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel in Deutschland und den meisten anderen Industrieländern. Trotzdem geistern immer noch einige Mythen herum, wie die Pille am besten eingenommen wird, wann sie pausiert werden kann und wann sie abgesetzt werden sollte.

FALSCH ✘ Medizinischen Studien zufolge wirkt sich das Weglassen der Pillenpause nicht schädlich auf die Gesundheit aus. Der so genannte Langzyklus, bei dem Frauen die Pille über 3 Monate hinweg ohne Unterbrechung einnehmen, stand erst im Verdacht, mit erhöhten Nebenwirkungen sowie einem erhöhten Thromboserisiko einherzugehen. Studien konnten dies nicht belegen. Der Langzyklus gewinnt zusehends an Beliebtheit.

TEILWEISE | Damit der Zyklus leichter kontrolliert werden kann, sollte der Blisterstreifen im besten Fall zu Ende eingenommen werden, bevor die Pille abgesetzt wird. Allerdings ist es auch trotz dieser Vorsichtsmaßnahme möglich, dass der Zyklus nach dem Einnahmestopp zunächst unregelmäßig ist, da sich der Organismus auf die tägliche Hormonzufuhr eingestellt hat. Der Körper braucht nach dem Absetzen eine Weile, um die Balance der körpereigenen Hormonproduktion wiederherzustellen.

Beim Wegfallen der Pillenhormone kann es daher zunächst zu Nebenwirkungen kommen, wie beispielsweise einer Veränderung des Hautbildes und einer Zunahme der Symptome des prämenstruellen Syndroms (PMS).

FALSCH ✘ Nach bisherigen Erkenntnissen wird die Fruchtbarkeit durch die Langzeiteinnahme der Pille nicht gemindert. Zwar kann es nach dem Absetzen der Pille bis zu einem halben Jahr dauern, bis wieder ein natürlicher Zyklus einsetzt, das gilt aber auch für die Pilleneinnahme mit Pillenpause.

Sicherheit der Antibabypille

Millionen Frauen vertrauen auf die Antibabypille als Verhütungsmittel. Doch wie sicher ist die Pille wirklich? Und welche Faktoren haben einen Einfluss auf die Sicherheit?

TEILWEISE | Es gibt bisher nur wenige Daten zu den Wechselwirkungen zwischen der Antibabypille und Antibiotika. Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) kann die verhütende Wirkung von Kontrazeptiva auf Östrogenbasis (dazu zählt auch die Antibabypille) im Einzelfall durch die Einnahme von Antibiotika vermindert werden. Weiterhin könne sich das Auftreten von Zyklusunregelmäßigkeiten verstärken.

Der Pearl-Index der Pille ändere sich jedoch vermutlich nicht, die Rate an Verhütungspannen steigt demzufolge also nicht an. Eine Möglichkeit, wie Antibiotika die Wirkung der Pille beeinflussen können, ist deren schädigende Wirkung auf die Darmflora. Die Wirkstoffe der Pille können in der Folge nicht mehr so gut aufgenommen werden.

Das Antibiotikum Rifampicin beschleunigt zudem den Abbau der Pillenhormone in der Leber. Bei Unklarheiten über die Wechselwirkungen der Pille mit einem anderen Medikament können ÄrztInnen oder ApothekerInnen befragt werden.

FALSCH ✘ Die Antibabypille gilt mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 als sicheres Verhütungsmittel. Ein Problem gibt es jedoch bei der Pille: Die Verhütungssicherheit kann durch Fehler bei der Einnahme, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Magen-Darm-Beschwerden negativ beeinflusst werden. Einen vergleichbar guten Schutz bieten andere häufig genutzte Verhütungsmethoden wie die Spirale oder ein Hormonimplantat, deren Vorteil darin liegt, dass ihre Sicherheit nicht durch Einnahmefehler beeinflusst wird.

FALSCH ✘ Um zuverlässigen Schutz vor einer ungeplanten Schwangerschaft zu bieten, muss die Pille jeden Tag möglichst zur selben Uhrzeit eingenommen werden. Wurde eine Pille vergessen, so hängt die Verhütungssicherheit von verschiedenen Faktoren ab: Wenn die Pille innerhalb eines 12-Stunden-Fensters (bei der Minipille beträgt das Zeitfenster nur 3 Stunden) nach dem normalen Einnahmezeitpunkt eingenommen wird, bleibt der Schutz für den Rest des Monats grundsätzlich bestehen. Wird die Pille jedoch später oder gar nicht eingenommen, ist kein voller Empfängnisschutz mehr garantiert und es sollte beim Geschlechtsverkehr zusätzlich mit einem Kondom verhütet werden. Am höchsten ist das Risiko dabei während der ersten und zweiten Einnahmewoche. Kam es kurz vor dem Vergessen der Pille zum Geschlechtsverkehr, so kann die Einnahme der ‘Pille danach’ eine Schwangerschaft verhindern.

Die Spirale

Neben der Antibabypille zählt die Spirale zu den beliebtesten Mitteln zur Verhütung bei Frauen. Einmal in die Gebärmutter eingesetzt, bietet die Spirale für einen Zeitraum von 3 bis 5 Jahren einen zuverlässigen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft.

FALSCH ✘ Die Hormonspirale unterscheidet sich von der Antibabypille durch ihre lokale Wirkung. Daher kommt sie mit einer deutlich geringeren Hormonmenge aus. Ähnlich wie bei der Pille führen die Hormone der Spirale zu einer Verdickung des Schleims im Gebärmutterhalskanal. Das Aufsteigen der Spermien wird dadurch behindert. Gelangen die Spermien dennoch durch den Gebärmutterhals, hemmen die Hormone ihre Beweglichkeit. Zusätzlich wird das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut unterdrückt und so die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert. Die Hormonspirale enthält, anders als die Kombinationspille, keine Östrogene und kann daher auch von Frauen verwendet werden, die keine Östrogene einnehmen dürfen.

FALSCH ✘ Die Hormon- und Kupferspirale unterscheiden sich deutlich in ihrer Wirkungsweise. Während die Hormonspirale auf der Wirkung des Hormons Gestagen basiert, wirkt die Kupferspirale durch die Sekretion von Kupferionen. Ebenfalls unterscheiden sich die Spiralen in der Verhütungssicherheit: Diese ist bei der Kupferspirale (Pearl-Index: 0,3 bis 0,8) geringer als bei der Hormonspirale (Pearl-Index: 0,16).

FALSCH ✘ Es gibt kein Mindestalter für die Spirale. Die Hormonspirale bietet sich so auch für junge Frauen an, die mit dem Einnahmerhythmus oder den Nebenwirkungen der Pille nicht zurechtkommen. Des Weiteren kann die Hormonspirale bei starken Regelbeschwerden Abhilfe schaffen, da meist nur kürzere, schwächere und weniger schmerzvolle Blutungen auftreten.

Der Verhütungsring

Der Vaginalring (auch Verhütungsring, Hormonring oder Monatsring genannt) ist ein hormonelles Verhütungsmittel, das eigenständig von der Nutzerin in die Scheide eingeführt wird. Dort setzt der Kunststoffring Hormone frei und wird nach 21 Tagen wieder entfernt. Es folgt eine 7-tägige Pause, in der es zu einer Abbruchblutung kommt.

FALSCH ✘ Um eine zuverlässige Verhütung zu gewährleisten, sollte der Verhütungsring nicht für den Geschlechtsverkehr herausgenommen werden. Generell darf er bis zu 3 Stunden herausgenommen werden.

TEILWEISE | Der Verhütungsring sollte am ersten Tag der Periode eingesetzt werden. Wird der Ring am 2. bis 5. Tag der Periode eingesetzt, ist keine zuverlässige Verhütung gewährleistet und es sollte in den ersten 7 Tagen zusätzlich mit einem Kondom verhütet werden. Kann eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden, so kann der Ring auch nach dem 5. Periodentag eingesetzt werden, auch dann ist eine zusätzliche Verhütung während der ersten Woche nötig.

FALSCH ✘ Auch mit dem Verhütungsring können Tampons benutzt werden. Es muss lediglich sichergestellt werden, dass der Ring tief genug in die Scheide eingesetzt wird. Nachdem der Tampon entfernt wurde, sollte stets überprüft werden, ob der Ring noch richtig sitzt.

Das Kondom

Das Kondom ist eines der wenigen Verhütungsmittel, das von Männern angewendet wird und zudem vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Das Kondom wirkt auf mechanische Weise: Es hindert die Spermien daran, über die Scheide in die Gebärmutter zu gelangen. Die Verhütungssicherheit hängt stark von der korrekten Anwendung ab.

FALSCH ✘ Es gibt auch Kondome für Frauen, sogenannte Femidome. Diese werden in die Scheide eingeführt und bieten Frauen die Möglichkeit, sich selbstbestimmt vor Geschlechtskrankheiten zu schützen.

FALSCH ✘ Kondome schützen nicht vor allen Geschlechtskrankheiten, denn einige Erreger können auch oral übertragen werden. Andere Erkrankungen wiederum werden trotz Kondom genital übertragen, wie z. B. Genitalherpes, der über Kontakt mit betroffenen Stellen auf der Haut im Intimbereich übertragen werden kann.

FALSCH ✘ Hier greift das Sprichwort “doppelt hält besser” nicht, denn zwei Kondome schützen nicht besser als eins. Im Gegenteil, die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft steigt sogar, da die Kondome durch die erhöhte Reibung reißen können.

Weitere Verhütungs-Mythen

Es gibt nahezu unendlich viele Mythen über Sexualität und Verhütung. Hier haben wir noch einige weitere aufgeklärt:

FALSCH ✘ Das stimmt nicht, denn auch während der Periode ist eine Befruchtung möglich. Es stimmt zwar, dass während der Menstruationsblutung normalerweise kein Eisprung stattfindet und eine Eizelle nach dem Eisprung nur maximal 24 Stunden befruchtungsfähig ist, doch können Spermien bis zu 5 Tage im Körper überleben und auf diesem Weg trotzdem noch die Eizelle befruchten. Eine Befruchtung ist zwar unwahrscheinlich, jedoch bei sehr kurzen oder unregelmäßigen Zyklen nicht auszuschließen.

FALSCH ✘ Tampons stellen keinesfalls eine Verhütungsmethode dar. Die Annahme, dass ein Tampon als mechanisches Verhütungsmittel dient und eine Barriere gegen Spermien bildet, ist falsch. Außerdem sollten Tampons vor dem Sex entfernt werden. Wird die Regelblutung für den Geschlechtsakt als störend empfunden, so können sogenannte Soft-Tampons (kleine Schwämmchen) verwendet werden.

FALSCH ✘ Verhütung ist nicht nur Frauensache, denn auch Männer können und sollten ihren Teil dazu beitragen. Derzeit steht neben dem Kondom nur eine Vasektomie zur Wahl. Dabei handelt es sich um einen kleinen operativen Eingriff, bei dem die Samenstränge durchtrennt werden. Eine Vasektomie ist nicht immer reversibel und sollte daher nur durchgeführt werden, wenn kein Kinderwunsch (mehr) besteht.

Es gibt immer wieder Forschungsprojekte, die sich mit der “Pille für den Mann” oder anderen Verhütungsmethoden für Männer beschäftigen. Bisher hat noch keins der Produkte die Marktreife erlangt.

FALSCH ✘ Frauen können bei Geschlechtsverkehr ohne korrekt angewendete Verhütung immer schwanger werden, egal ob sie zum Höhepunkt kommen oder nicht.

Quellen

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